Als Abbas vor 30 Jahren überraschend seine HIV-Diagnose bekam, hielt er sie für ein Todesurteil. Damals gab es noch keine wirksamen Medikamente gegen HIV. Heute ist Abbas verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und leitet als Koch eine Großküche.
„Viele meiner Bekannten werden nicht glauben können, dass ich HIV-positiv bin, wenn sie mich in dieser Kampagne sehen“, sagt er. Warum nicht? „Sie sehen, dass es mir gut geht. Und sie glauben immer noch: Wer HIV hat, ist schon fast tot.“
Genau solchen Mythen will Abbas mit seinem Kampagnenauftritt entgegenwirken. Und er möchte ein klares Statement gegen Diskriminierung setzen. Er kennt Ausgrenzung, Abwertung und Stigmatisierung als schwarzer Mann und als HIV-Positiver. Manchmal kommt beides zusammen.
Ein Cousin ging auf Abstand, als Abbas von seiner HIV-Infektion erzählte. Als Abbas einmal wegen Nasenbluten ins Krankenhaus musste, riefen die Rettungssanitäter in der Notaufnahme allen Anwesenden zu, er sei HIV-positiv. Und ein gestürzter Mann in der Straßenbahn wollte sich von ihm nicht aufhelfen lassen, weil er schwarz war. „Was hätte er wohl gesagt, wenn er gewusst hätte, dass ich auch noch HIV-positiv bin?“
Nun geht Abbas trotz – oder gerade wegen – solch heftiger Erfahrungen an die Öffentlichkeit. Denn bei Vorurteilen spielt er nicht mit.
„Manchmal fragen Lieferanten in meiner Großküche nach dem Chef“, erzählt Abbas grinsend. „Sie können sich nicht vorstellen, dass ich der Chef bin, vermutlich, weil ich schwarz bin. In solchen Fällen gehe ich kurz raus, komme dann wieder rein und sage: ‚Sie wollten mich sprechen?‘“
Indem Abbas sich offen HIV-positiv zeigt, möchte er sowohl in die ganze Gesellschaft wirken als auch in die afrikanische Community in Deutschland.
„Es ist an der Zeit, dass wir allen zeigen: HIV muss kein großes Thema mehr sein. Und es kann jeden betreffen. Wir müssen alle zusammenhalten!“